Herr Dickmeis an Günter Seiz (eMail)
2005/03/18
Sehr geehrter Seiz,
Ihre Leserbriefe sind grou00dfartig und immer in der Argumentation zutreffend. Zur Unterstu00fctzung Ihrer fraglos richtigen Darstellung im Leserbrief u201eVersailles, der Nu00e4hrboden des 3. Reichesu201c, der von dem Gymnasium St. Ursula, Aachen, widersprochen worden ist , habe ich selbst aus Protest mit einem Leserbrief reagiert. Auu00dferdem habe ich Ihnen Kenntnis gegeben von der unerfreulichen Korrespondenz mit dieser Schule. Es ist wirklich erschreckend, auf welch unterwu00fcrfige, falsche Art und Weise die Geschichte des u201e3. Reichsu201c und das Erstarken Hitlers heute vom deutschen Unterrichtswesen der Jugend dargestellt wird. Offensichtlich sind die u201eGutmenschenu201c auch 60 Jahre nach Kriegsende immer noch u201eerfolgreich tu00e4tigu201c.
Ich habe den Teil Ihrer Lebenserinnerungen, den Sie mir zugesandt hatten, mit grou00dfem Interesse gelesen. Diese niedergeschriebenen Erinnerungen geben Zeugnis von einem sehr bewegtem, interessanten, ja fast abenteuerlichem Leben. Dagegen wu00fcrden meine Lebenserinnerungen, wenn ich sie denn aufschreiben wu00fcrde, sicherlich viel einfu00f6rmiger und viel uninteressanter ausfallen.
Ich mu00f6chte Ihnen aber auch bestu00e4tigen, dass Sie im Vergleich zu mir, einen viel gru00f6u00dferen Wortschatz besitzen und dabei noch ein gewisses Talent zur Schriftstellerei haben. Weil ich ja auch in einem technischen Beruf tu00e4tig gewesen bin, konnte ich mich gut in Ihre berufliche Situation im Ausland reindenken. Gekonnt und auch unterhaltsam ist aber auch, wie Sie die einzelnen Situationen und Begebenheiten beschrieben und dargestellt haben. Mit diesem Talent hu00e4tten Sie auch Schriftsteller werden ku00f6nnen.
Die Frage zum Schluu00df Ihres Gedu00e4chtnisprotokolls u00fcber ein TV-Interview mit Seiner Heiligkeit, dem XIV. Dalai Lama: u201eHat Gott die Menschen oder haben die Menschen Gott erschaffen?” , finde ich sehr bemerkenswert. Ich mu00f6chte als u201ezweifelnder” (?) Katholik folgendes dazu sagen:
Bei der Vielzahl der Religionen und Sekten die es auf der Welt gibt, die meist alle fu00fcr sich den Anspruch erheben, den einzig wahren Gott zu besitzen und anzubeten, muss man zwangslu00e4ufig die Folgerung ziehen, dass Gott nicht den Menschen geschaffen hat sonder, dass der Mensch zur besseren Bewu00e4ltigung der Widrigkeiten seines Lebens, aus diesem Bedu00fcrfnis heraus, er sich ein hu00f6heres Wesen schafft und sich der illusionu00e4ren Hoffnung hingibt, dass dieser u201eGott” ihn sicherer und angenehmer durch die Widrigkeiten des Lebens fu00fchren wird.
Aber was ist bei diesem Thema schon richtig? Daru00fcber haben so viele Menschen sich schon den Kopf zerbrochen. Richtig ist jedenfalls was Friedrich der Grou00dfe dazu gesagt hat: u201eJeder soll nach seiner Fasson selig werden.”
Ich mu00f6chte es nicht versu00e4umen, Ihnen fu00fcr die Zusendung dieser interessanten Lektu00fcre recht herzlich zu danken.